Dithmarschen – das letzte Abenteuer Europas

Zusammen mit meinem Fraktionsvorsitzenden Christopher Vogt und meiner Kollegin Annabell Krämer habe ich in diesem Sommer in Dithmarschen mehrere Stationen besucht.

Eines der bekanntesten Wahrzeichen Dithmarschens ist das Schaf. Deshalb ging es zunächst zur Schäferei Bährs in den Neufelderkoog. Nach wie vor ist der Wolf ein großes Problem für Tierhalter. Die Schäfer leben in der ständigen Sorge um ihre Tiere. Familie Bährs versucht, ihre Tier zu schützen, indem sie die Schafe nicht mehr auf die Winterweide lassen und sie stattdessen einstallen. Aber nicht alle Schäfer haben die Möglichkeit, so zu reagieren. Wenn es also weiterhin regionale Produkte geben soll, dann müssen unsere Landwirte unterstützt und das Wolfsmanagement angepasst werden. 

Weiter ging es zu einem historisch äußerst belasteten Ort in Dithmarschen. Der Dieksanderkoog sollte einst das Prestigeprojekt der Nationalsozialisten werden, als Mustersiedlung für besonders verdiente Gefolgsleute. Die bis heute im Dieksanderkoog stehende Neulandhalle wurde von den Nationalsozialisten ursprünglich als Propaganda-Gebäude genutzt. Seit einem Jahr befindet sich dort ein historischer Lernort, dessen Träger der Kirchenkreis Dithmarschen ist. Geschichte muss kritisch aufgearbeitet werden, besonders wenn Kulturgüter historisch so belastet sind wie im Dieksanderkoog. In der Neulandhalle ist die Auseinandersetzung mit der eigenen regionalen Geschichte hervorragend gelungen. 

Unter den massiven Corona-Auswirkungen haben auch die Reisebüros in Schleswig-Holstein zu leiden, berichteten die Inhaberinnen des Marner Reisebüros, Britta Peters und Kirsten Kösterke. Die Nachfrage nach Urlaubsreisen steige zwar momentan wieder, aber das rette das Geschäftsjahr 2020 leider nicht. Corona zeigt aber auch, wie wichtig die persönliche Kundenbetreuung und -beratung ist. Beim Onlinebuchen hat man diese nicht.  

Die Bäckereien durften selbst während des Lockdowns öffnen, weil sie der Lebensmittelsicherung dienten. Trotzdem erlebten viele Bäckereien in dieser Zeit einen massiven Umsatzeinbruch, denn die meisten Standorte betreiben ein angeschlossenes Café und diese mussten schließen. Die Bäckerei Balzer mit Sitz in Marne hat aber durch kluges Wirtschaften vorgesorgt und kann die finanziellen Einbrüche einigermaßen bewältigen. Sie treibt vielmehr ein anderes Problem um: Die Stadt Marne will weiterhin Straßenausbaubeiträge erheben und das könnte die Bäckerei eine sechsstellige Summe kosten. Wir Freie Demokraten haben dazu eine klare Haltung: auf ungerechte Straßenausbaubeiträge muss verzichtet werden.

Den großen Brauereien deutschlandweit geht es häufig wirtschaftlich nicht gut, das war bereits vor der Corona-Krise so. Anders bei der Dithmarscher Brauerei in Marne. Hier hat man in den vergangenen Jahren eine klare Zielgruppe und Marke definiert. Regionales Bier für die Region, heißt es bei dem dithmarscher Bierproduzenten. Mit dem Flaschenbierverkauf sind sie ganz gut durch die Krise gekommen, sagte Geschäftsführer Norbert Lucks. Problem seien die ausgefallenen Veranstaltungen und die zeitweilig geschlossenen Gaststätten. Der Fassbierverkauf ist daher stark rückläufig in diesem Jahr. Trotzdem blickt man bei der Dithmarscher Brauerei optimistisch in die Zukunft und plant, den Betrieb zu vergrößern. Für den Standort Dithmarschen eine gute Nachricht.

Dithmarschen ist immer eine Reise wert – das ist das Fazit von Landtagsvizepräsidentin Annabell Krämer nach einer Tagestour quer durch den Kreis.

Zuerst ging es in den Land & Leute Erlebnishof. Im Gespräch mit der Schaustellerfamilie Rasch wurde abermals deutlich, wie sehr die Branche unter Corona leidet. Finanzielle Unterstützungen seien natürlich gut und wichtig, aber lieber wäre man wieder auf Märkten und Veranstaltungen präsent. Durch die Absagen aller Volksfest-Veranstaltungen im Land sind viele Schausteller immer noch ohne Arbeit und können keine Einnahmen generieren. Daher ist es wichtig, auch als Land hier mit einem Soforthilfe-Programm zu unterstützen.

Der nächste Termin führte uns in das Amt Eider. In einem Gespräch mit Amtsdirektor Jan Christian Büddig und der Tourismusbeauftragten des Amtes Eider, Monja Thießen, ging es um die Chancen und Herausforderungen des Tourismus in der Region. Sorgen bereitet die Zukunft des Gieselau-Kanals und der -Schleuse. Als Bundeswasserstraße ist der Gieselau-Kanal im Zuständigkeitsbereich des Bundes. Und in dessen Zuständigkeit muss der Kanal samt seiner Schleusen auch bleiben, damit weder der Binnentourismus noch die Wasserwirtschaft des Landes negative Konsequenzen fürchten müssen. Dafür setzt sich auch die Landesregierung ein. In einem von Wirtschaftsminister Bernd Buchholz in Auftrag gegebenem Gutachten wurde herausgearbeitet, dass der Bund seine faktische Nichterhaltung aufgeben muss.

Anschließend ging es auf Eiderfahrt mit Fährmann Uwe Paulsen und der Bargener Fähre, an dem auch Hennstedts Bürgermeisterin Anne Riecke (FDP), der FDP-Kreistagsabgeordnete Thies Schlizio und der Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen, Broder Söhl, teilnahmen. Bei einer Fahrt auf oder entlang der Eider wird Ruhe zum Erlebnis. Es wird immer deutlicher, warum der Binnentourismus um unsere Seen und Flüsse boomt. Wer einmal hier war kommt wieder.

Den Abschluss machte eine Tour durch Burg. Der dortige FDP-Vorsitzende Stephan Sönnichsen-Berau und der Vorsitzende des Touristikausschusses der Gemeinde, Arne Semmelhack, begleiteten uns in die Tourist-Info, das Waldmuseum und in das “Ditmarsium”. Der Vorsitzende des Fördervereins, Peter Sommer, stellte dort vor, wie es den ehrenamtlichen Mitarbeitern gelungen ist, das Museum neu zu konzipieren und in frischem Glanz erstrahlen zu lassen. Annabell Krämer sagte abschließend: „Man fühlt sich im ganzen Kreis sofort willkommen. Dithmarschen ist jederzeit einen Besuch wert – auch für mehr als einen Tag!“